Jack Taylor fährt zur Hölle / Jack Taylor Bd.3
Ken Bruen und Harry Rowohlt - zwei wie Pech und Schwefel
"Mann, Jack, wo warst du denn?"
"Zurückhaltung geübt. Ich lebe ohne Lullen, Koks und Alk."
Er war erstaunt, sagte: "Ohne Lullen. Ohne Koks. Mensch, Jack, ich bin beeindruckt."
Der Wachposten,...
"Mann, Jack, wo warst du denn?"
"Zurückhaltung geübt. Ich lebe ohne Lullen, Koks und Alk."
Er war erstaunt, sagte: "Ohne Lullen. Ohne Koks. Mensch, Jack, ich bin beeindruckt."
Der Wachposten,...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Jack Taylor fährt zur Hölle / Jack Taylor Bd.3 “
Ken Bruen und Harry Rowohlt - zwei wie Pech und Schwefel
"Mann, Jack, wo warst du denn?"
"Zurückhaltung geübt. Ich lebe ohne Lullen, Koks und Alk."
Er war erstaunt, sagte: "Ohne Lullen. Ohne Koks. Mensch, Jack, ich bin beeindruckt."
Der Wachposten, seit Weihnachten im Halbkoma, hob den Kopf, sagte: "Bekommt Ihnen gut", und sackte zurück auf den Tresen.
Nachdem er sich anlässlich des Geburtstags seines Vaters ins Delirium gesoffen hat, versucht Jack Taylor trocken zu bleiben. Es bleibt beim Versuch. Weniger vorhersagbar stolpert Jack aber auch in einen neuen Fall: Er soll eine Frau finden, die im berüchtigten Magdalenenstift gearbeitet und Mädchen zur Flucht verholfen hat, die dort misshandelt wurden. In der Folge
- probiert er ein paar Pillen aus
- hört er von einer Nonne namens Luzifer
- demoliert er mehrere Unterkiefer und eine Schaufensterscheibe
- wandert er in den Knast
- und bekommt Alpträume, während im Hintergrund Losing My Religion läuft.
"Mann, Jack, wo warst du denn?"
"Zurückhaltung geübt. Ich lebe ohne Lullen, Koks und Alk."
Er war erstaunt, sagte: "Ohne Lullen. Ohne Koks. Mensch, Jack, ich bin beeindruckt."
Der Wachposten, seit Weihnachten im Halbkoma, hob den Kopf, sagte: "Bekommt Ihnen gut", und sackte zurück auf den Tresen.
Nachdem er sich anlässlich des Geburtstags seines Vaters ins Delirium gesoffen hat, versucht Jack Taylor trocken zu bleiben. Es bleibt beim Versuch. Weniger vorhersagbar stolpert Jack aber auch in einen neuen Fall: Er soll eine Frau finden, die im berüchtigten Magdalenenstift gearbeitet und Mädchen zur Flucht verholfen hat, die dort misshandelt wurden. In der Folge
- probiert er ein paar Pillen aus
- hört er von einer Nonne namens Luzifer
- demoliert er mehrere Unterkiefer und eine Schaufensterscheibe
- wandert er in den Knast
- und bekommt Alpträume, während im Hintergrund Losing My Religion läuft.
Klappentext zu „Jack Taylor fährt zur Hölle / Jack Taylor Bd.3 “
Ken Bruen und Harry Rowohlt - zwei wie Pech und Schwefel"Mann, Jack, wo warst du denn?"
"Zurückhaltung geübt. Ich lebe ohne Lullen, Koks und Alk."
Er war erstaunt, sagte: "Ohne Lullen. Ohne Koks. Mensch, Jack, ich bin beeindruckt."
Der Wachposten, seit Weihnachten im Halbkoma, hob den Kopf, sagte: "Bekommt Ihnen gut", und sackte zurück auf den Tresen.
Nachdem er sich anlässlich des Geburtstags seines Vaters ins Delirium gesoffen hat, versucht Jack Taylor trocken zu bleiben. Es bleibt beim Versuch. Weniger vorhersagbar stolpert Jack aber auch in einen neuen Fall: Er soll eine Frau finden, die im berüchtigten Magdalenenstift gearbeitet und Mädchen zur Flucht verholfen hat, die dort misshandelt wurden. In der Folge
- probiert er ein paar Pillen aus
- hört er von einer Nonne namens Luzifer
- demoliert er mehrere Unterkiefer und eine Schaufensterscheibe
- wandert er in den Knast
- und bekommt Alpträume, während im Hintergrund Losing My Religion läuft.
Lese-Probe zu „Jack Taylor fährt zur Hölle / Jack Taylor Bd.3 “
Jack Taylor fährt zur Hölle von Ken BruenPROLOG
Das Mädchen lag auf den Knien und bohnerte den Fußboden.
Es trug einen unförmigen ausgebleichten Putzkittel. Eine
makellos weiße Schürze legte Zeugnis ab von der Wäscherei,
in die das Mädchen verbannt war. Seit drei Stunden versuchte
das Mädchen, den Fußboden auf Hochglanz zu bringen - es
war ihm bewusst, dass es nicht fertig war, bevor sein Gesicht
von der glatten Oberfläche gespiegelt wurde. Das Baby, das es
hatte aufgeben müssen, schwärte in der Seele des Mädchens
wie eine Wunde, versengte die Gebete, die das Mädchen gen
Himmel zu stoßen versuchte.
Ein Schwindel überkam sie, zwang sie noch tiefer zu Boden,
und sie wischte sich mit einem Lumpen, den sie unter
dem Ärmel immer parat hatte, den Schweiß von der Stirn. Sie
hörte Schritte und das Klacken von Absätzen auf dem Holzfußboden,
eine Nonne, die sich näherte. Die Stimme kam wie
ein Peitschenhieb.
»Wer hat dir gesagt, dass du aufhören sollst zu arbeiten, du
stinkfaule Schlampe?«
Sie hütete sich, etwas zu erwidern, hob aber kurz den Kopf,
um zu sehen, um welche der Nonnen es sich handelte. Der
schwere schwarze Rosenkranz kam zu schnell herabgesaust,
als dass sie sich hätte ducken können, und er erwischte sie
voll im Gesicht, schnitt ihr in die Wange und hinterließ einen
Striemen am Auge. Das Blut spritzte hervor, besudelte den
sauberen Fußboden. Wieder hob die Nonne den Rosenkranz
und sagte:
»Jetzt sieh dir an, was du mit dem schönen Fußboden gemacht
hast, du gottverdammtes Straßenmädchen.«
... mehr
Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut
herauszuweinen. Wenn sie sahen, dass man weinte, schien sie
das zu noch schlimmeren Exzessen anzustacheln. Im Geiste
rief sie einen Gott an, der sie schon so lange verlassen hatte,
und es gab keine Familie, an die sich je wenden konnte. Die
Nonne hob den Rosenkranz bereits zu einem letzten und tödlichen
Schlag.
Der Dezember ist ein harter Monat. Scheiß auf die ganze Festvorbereitung.
Wenn man allein ist, foppt sie einen an jeder
Ecke. Man schlägt ein altes Buch auf und findet eine Liste von
Freunden, denen man einst Karten geschickt hat. Jetzt sind sie
alle tot oder verschwunden. Der Fernseh ist mit Spielsachen
für Kinder vollgestopft, die man nie hatte, und jetzt ist es ein
bisschen spät dafür, ein bisschen sehr spät. Das Radio spielt
Balladen, die einst mit Bedeutung oder gar Hoffnung befrachtet
waren.
Es heißt, das ganze Ausmaß der Einsamkeit erschließe sich
erst in der Küche, wenn man eine Einzelmahlzeit bereite.
Alles nur Einzelstücke: eine Tasse, ein Besteck, ein Teller und
höchstwahrscheinlich auch nur ein einziger lausiger Plan.
Lebe lang genug und entwickle persönliche Eigenschaften,
die an Obsessionen grenzen. Sobald man aufgegessen hat,
wäscht man den Teller ab. Warum? Wer zum Teufel wird sich
beschweren? Soll sich der Scheiß doch eine Woche lang stapeln,
und dann wollen wir mal sehen, wem das was ausmacht;
er stapelt sich aber nicht, weil man ihn nicht lässt, weil man
das nicht kann. Die Rituale, die man entwickelt hat, sind alles,
was einen noch mit dem Menschengeschlecht verbindet, und
das Schlimmste daran ist, dass man das weiß.
Mann, ich habe in den vergangenen Jahren einige Heimstätten
durchlaufen. Ich hatte eine Wohnung am Kanal, und
wenn ich da auch nicht glücklich war, dann doch fast so zufrieden,
wie es eben gehen mag. Wurde entmietet und bin in
Bailey's Hotel gezogen, eins der wenigen privaten, die es noch
in Galway gibt.
Dann, infolge eines Falls, in dem ich ermittelt hatte, schien
ich endgültig auf den Hund gekommen zu sein und zog in
ein Haus im Hidden Valley. Das war prima. Habe ich genossen.
Steinfußböden, offener Kamin, Tiefkühltruhe, Nach-
barn, Bücher ... im Holzregal ... die ganze Mitbürgerkiste.
Aber ich hab mir die Sache versiebt und den Fall mit der
schlimmsten Beurteilung abgeschlossen, die ich mir in meiner
gesamten bewegten Karriere gefallen lassen musste. Das
Schuldbewusstsein frisst immer noch an mir. Die Reihe der
Toten, die mich wieder und wieder im Schlaf anklagen, sie
kommen in schweigendem Grausen, den Blick auf mich gerichtet,
und ich zucke und stöhne in vergeblicher Hoffnung
auf ein Entkommen.
Also saufe ich. Ich bin weit über mein Verfallsdatum hinaus
gediehen und lebe auf gepumpte Zeit, wenig gepumpte
Zeit. Mit mir hätte schon längst Schluss sein sollen. An vielen
Tagen wünsche ich mir, es wäre Schluss.
In den ersten beiden Dezemberwochen war ich trocken.
Um bereit zu sein. Ich wusste, dass ich das ganze Fiasko nie
nüchtern überstehen würde, und quetschte ein bisschen
Wohlverhalten dazwischen. Auch so eine von Alkoholikern
gepflegte Illusion. Diese Lügen sind fast so überlebenswichtig
wie der Alkohol. Man umarmt sie herzlich wie ein Gebet,
und sie kommen mindestens doppelt so sehr von Herzen. Der
beständige Regen und die Scheißkälte, die setzen sich in den
Knochen fest. Unterwegs war ich mal ernsthaft kokainsüchtig
gewesen, aber sogar das verkniff ich mir. Also suchten mich
die Kälteschauer und der Schüttelfrost und der Tremor und
der olle Blues heim.
Ich wohnte wieder in Bailey's Hotel. Direkt bei der Touristen-
Information gelegen, ist es nicht leicht zu finden und
überlebt gegen jede Wahrscheinlichkeit. Es gehört einer
Witwe in den Achtzigern, die mich aus irgendeinem Grunde
mag und mir trotz meiner schlimmsten Exzesse immer ein
Zimmer frei hält. Sie hat die fixe Idee, ich hätte ihr mal geholfen;
falls ich ihr tatsächlich geholfen haben sollte, habe ich
vergessen, wie und auch wann. Ich bin dankbar, dass sie mich
nicht beurteilt. Vielleicht weil wir beide zu dieser bedrohten
Art gehören, dem »Alten Galway«, und unsere Zeit eindeutig
abgelaufen ist. Wenn wir weg sind, wird das Hotel in Luxus-
Apartments umgewandelt, und irgendein Yuppie wird die
Knochen von uns zwei Alten, die wir Illusionen nachhingen,
mit Füßen treten.
Ihr Personal besteht hauptsächlich aus Janet, einer Frau,
so alt wie sie selbst, die Pisspottschwenkerin, Zimmermädchen,
Gewissen, Putzfrau und so fromm ist wie nur je eine
Frau, die ich gekannt habe. Weil ich so viele Bücher lese,
glaubt Janet, ich wäre wer. Dies ist eine alte irische Ansicht,
mit der man leider immer weniger Menschen hinters Licht
führen kann. Ich hatte einen Kalender an der Wand. Vorne
drauf war das Allerheiligste Herz Jesu Christi, und die Tage
waren mit Sinnsprüchen versehen, damit sie sich erbaulicher
gestalteten. Ich kann nicht sagen, dass meine Tage dadurch
erbaulicher geworden wären. In Rot hob sich der 18. ab wie
eine Leuchtbake. Der 18. ist der Geburtstag meines Vaters. Da
würde ich wieder anfangen zu saufen. Das schiere Wissen um
den genauen Zeitpunkt, zu dem ich wieder ein Glas heben
würde, half mir durch so manche unerträgliche Stunde. Ich
hatte gut geplant. Hatte vier Flaschen Black Bushmill's, vierundzwanzig
pint-Dosen Guinness und eine Unze Koks. Ganz
ehrlich, und das war nur zum Vorglühen - und für die stille
Zeit der Weihnacht, wenn alles dicht sein würde. Mir schien
das ein einigermaßen anständiger Plan zu sein.
Der Tag kam, und ich schlug nach allen Regeln der Kunst
zu. Dauerte eine Woche bis Filmriss und wieder ins Krankenhaus.
Sie waren nicht erfreut, mich zu sehen, und lasen mir
eine mittlere Levite. Sie waren nicht mit dem Herzen dabei,
weil sie wussten, dass ich wieder saufen würde. Mitte Januar
war ich zurück im Bailey's, versuchte, mein Trinken zu rationieren,
mied Koks und durchlitt eine Depression wie die Tiefen
der Hölle. Ich saß auf meinem Bettrand und ließ mir einige
Zeilen von Ann Kennedy durch den Kopf gehen.
Jack Taylor fährt zur Hölle
Irish Crime. Deutsche Erstausgabe
Aus dem Englischen von Harry Rowohlt
304 Seiten. Klappenbroschur
16,00 € [D] / 16,50 € [A]
ISBN 978-3-85535-046-9
Erstverkaufstag: 30. August 2010
www.atrium-verlag.com
Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut
herauszuweinen. Wenn sie sahen, dass man weinte, schien sie
das zu noch schlimmeren Exzessen anzustacheln. Im Geiste
rief sie einen Gott an, der sie schon so lange verlassen hatte,
und es gab keine Familie, an die sich je wenden konnte. Die
Nonne hob den Rosenkranz bereits zu einem letzten und tödlichen
Schlag.
Der Dezember ist ein harter Monat. Scheiß auf die ganze Festvorbereitung.
Wenn man allein ist, foppt sie einen an jeder
Ecke. Man schlägt ein altes Buch auf und findet eine Liste von
Freunden, denen man einst Karten geschickt hat. Jetzt sind sie
alle tot oder verschwunden. Der Fernseh ist mit Spielsachen
für Kinder vollgestopft, die man nie hatte, und jetzt ist es ein
bisschen spät dafür, ein bisschen sehr spät. Das Radio spielt
Balladen, die einst mit Bedeutung oder gar Hoffnung befrachtet
waren.
Es heißt, das ganze Ausmaß der Einsamkeit erschließe sich
erst in der Küche, wenn man eine Einzelmahlzeit bereite.
Alles nur Einzelstücke: eine Tasse, ein Besteck, ein Teller und
höchstwahrscheinlich auch nur ein einziger lausiger Plan.
Lebe lang genug und entwickle persönliche Eigenschaften,
die an Obsessionen grenzen. Sobald man aufgegessen hat,
wäscht man den Teller ab. Warum? Wer zum Teufel wird sich
beschweren? Soll sich der Scheiß doch eine Woche lang stapeln,
und dann wollen wir mal sehen, wem das was ausmacht;
er stapelt sich aber nicht, weil man ihn nicht lässt, weil man
das nicht kann. Die Rituale, die man entwickelt hat, sind alles,
was einen noch mit dem Menschengeschlecht verbindet, und
das Schlimmste daran ist, dass man das weiß.
Mann, ich habe in den vergangenen Jahren einige Heimstätten
durchlaufen. Ich hatte eine Wohnung am Kanal, und
wenn ich da auch nicht glücklich war, dann doch fast so zufrieden,
wie es eben gehen mag. Wurde entmietet und bin in
Bailey's Hotel gezogen, eins der wenigen privaten, die es noch
in Galway gibt.
Dann, infolge eines Falls, in dem ich ermittelt hatte, schien
ich endgültig auf den Hund gekommen zu sein und zog in
ein Haus im Hidden Valley. Das war prima. Habe ich genossen.
Steinfußböden, offener Kamin, Tiefkühltruhe, Nach-
barn, Bücher ... im Holzregal ... die ganze Mitbürgerkiste.
Aber ich hab mir die Sache versiebt und den Fall mit der
schlimmsten Beurteilung abgeschlossen, die ich mir in meiner
gesamten bewegten Karriere gefallen lassen musste. Das
Schuldbewusstsein frisst immer noch an mir. Die Reihe der
Toten, die mich wieder und wieder im Schlaf anklagen, sie
kommen in schweigendem Grausen, den Blick auf mich gerichtet,
und ich zucke und stöhne in vergeblicher Hoffnung
auf ein Entkommen.
Also saufe ich. Ich bin weit über mein Verfallsdatum hinaus
gediehen und lebe auf gepumpte Zeit, wenig gepumpte
Zeit. Mit mir hätte schon längst Schluss sein sollen. An vielen
Tagen wünsche ich mir, es wäre Schluss.
In den ersten beiden Dezemberwochen war ich trocken.
Um bereit zu sein. Ich wusste, dass ich das ganze Fiasko nie
nüchtern überstehen würde, und quetschte ein bisschen
Wohlverhalten dazwischen. Auch so eine von Alkoholikern
gepflegte Illusion. Diese Lügen sind fast so überlebenswichtig
wie der Alkohol. Man umarmt sie herzlich wie ein Gebet,
und sie kommen mindestens doppelt so sehr von Herzen. Der
beständige Regen und die Scheißkälte, die setzen sich in den
Knochen fest. Unterwegs war ich mal ernsthaft kokainsüchtig
gewesen, aber sogar das verkniff ich mir. Also suchten mich
die Kälteschauer und der Schüttelfrost und der Tremor und
der olle Blues heim.
Ich wohnte wieder in Bailey's Hotel. Direkt bei der Touristen-
Information gelegen, ist es nicht leicht zu finden und
überlebt gegen jede Wahrscheinlichkeit. Es gehört einer
Witwe in den Achtzigern, die mich aus irgendeinem Grunde
mag und mir trotz meiner schlimmsten Exzesse immer ein
Zimmer frei hält. Sie hat die fixe Idee, ich hätte ihr mal geholfen;
falls ich ihr tatsächlich geholfen haben sollte, habe ich
vergessen, wie und auch wann. Ich bin dankbar, dass sie mich
nicht beurteilt. Vielleicht weil wir beide zu dieser bedrohten
Art gehören, dem »Alten Galway«, und unsere Zeit eindeutig
abgelaufen ist. Wenn wir weg sind, wird das Hotel in Luxus-
Apartments umgewandelt, und irgendein Yuppie wird die
Knochen von uns zwei Alten, die wir Illusionen nachhingen,
mit Füßen treten.
Ihr Personal besteht hauptsächlich aus Janet, einer Frau,
so alt wie sie selbst, die Pisspottschwenkerin, Zimmermädchen,
Gewissen, Putzfrau und so fromm ist wie nur je eine
Frau, die ich gekannt habe. Weil ich so viele Bücher lese,
glaubt Janet, ich wäre wer. Dies ist eine alte irische Ansicht,
mit der man leider immer weniger Menschen hinters Licht
führen kann. Ich hatte einen Kalender an der Wand. Vorne
drauf war das Allerheiligste Herz Jesu Christi, und die Tage
waren mit Sinnsprüchen versehen, damit sie sich erbaulicher
gestalteten. Ich kann nicht sagen, dass meine Tage dadurch
erbaulicher geworden wären. In Rot hob sich der 18. ab wie
eine Leuchtbake. Der 18. ist der Geburtstag meines Vaters. Da
würde ich wieder anfangen zu saufen. Das schiere Wissen um
den genauen Zeitpunkt, zu dem ich wieder ein Glas heben
würde, half mir durch so manche unerträgliche Stunde. Ich
hatte gut geplant. Hatte vier Flaschen Black Bushmill's, vierundzwanzig
pint-Dosen Guinness und eine Unze Koks. Ganz
ehrlich, und das war nur zum Vorglühen - und für die stille
Zeit der Weihnacht, wenn alles dicht sein würde. Mir schien
das ein einigermaßen anständiger Plan zu sein.
Der Tag kam, und ich schlug nach allen Regeln der Kunst
zu. Dauerte eine Woche bis Filmriss und wieder ins Krankenhaus.
Sie waren nicht erfreut, mich zu sehen, und lasen mir
eine mittlere Levite. Sie waren nicht mit dem Herzen dabei,
weil sie wussten, dass ich wieder saufen würde. Mitte Januar
war ich zurück im Bailey's, versuchte, mein Trinken zu rationieren,
mied Koks und durchlitt eine Depression wie die Tiefen
der Hölle. Ich saß auf meinem Bettrand und ließ mir einige
Zeilen von Ann Kennedy durch den Kopf gehen.
Jack Taylor fährt zur Hölle
Irish Crime. Deutsche Erstausgabe
Aus dem Englischen von Harry Rowohlt
304 Seiten. Klappenbroschur
16,00 € [D] / 16,50 € [A]
ISBN 978-3-85535-046-9
Erstverkaufstag: 30. August 2010
www.atrium-verlag.com
... weniger
Autoren-Porträt von Ken Bruen
Ken Bruen, geboren 1951 und wohnhaft in Galway, hat am Trinity College in Dublin über Metaphysik promoviert, bevor er zu schreiben begann. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter der renommierte Shamus-Award, der ihm gleich zwei Mal verliehen wurde, 2009 den Grand prix de littérature policière und 2010 den Deutschen Krimi Preis. Nachdem Jack Taylor sich auch hierzulande größter Beliebtheit erfreut, wird die Reihe nun fürs Fernsehen verfilmt.
Bibliographische Angaben
- Autor: Ken Bruen
- 2010, 2, 304 Seiten, Maße: 12,6 x 20,8 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung:Rowohlt, Harry
- Übersetzer: Harry Rowohlt
- Verlag: Atrium Verlag
- ISBN-10: 3855350469
- ISBN-13: 9783855350469
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